Gestern Abend haben sich die Mitglieder des Stadtjugendring Potsdam e.V. (SJR) im Jugendclub Ribbeckeck im Bornstedter Feld getroffen, um mit dem Sozialbeigeordneten Mike Schubert über die „Zukunft der Potsdamer Jugend(verbands)arbeit“ zu sprechen.
Der Stadtjugendring Potsdam e.V. zählt 24 Mitglieder, die alle ehren- oder hauptamtlich in der Potsdamer Jugend(verbands)arbeit tätig sind. Zusammen sind sie im SJR engagiert, um ihre Interessen zu bündeln und gegenüber Stadtpolitik und -verwaltung zu vertreten.
Das Thema, welches uns im gestrigen Gespräch am meisten beschäftigte, war das Wachstum der Stadt, welches einhergeht mit einer starken Konkurrenz um die wenigen noch verbleibenden Flächen und Gebäude in städtischer Hand. Dem SJR ist es wichtig, dass Flächen und Gebäude vermehrt in öffentlicher Hand verbleiben, um sich hier Gestaltungsspielräume zu erhalten. Auch Mike Schubert sagt: „Wir müssen stärker darauf achten, dass bei neuen Wohnvierteln Kita, Schule und Freizeitflächen miterrichtet werden.“
Die Problematik wird exemplarisch im Bornstedter Feld deutlich, wo es an sozialer Infrastruktur deutlich mangelt und inzwischen öffentliche Flächen Mangelware sind. So fehlen im Stadtteil auch Jugendfreizeiteinrichtungen. Der Jugendclub Ribbeckeck (Träger Paragraph 13 e.V. ist Mitglied im SJR) ist ein 20jähriges Provisorium und stark sanierungsbedürftig. Zu den Chancen, dass das Gebäude bald saniert werden könnte, sagt Mike Schubert: „Wir müssen abwägen. Das Ribbeckeck hat ein ganz besonderes Flair, aber ein neuer Club kostet ungefähr die Hälfte der Sanierung des Ribeckeck. Hier sind die Kosten für die Dachsanierung scheinbar sehr hoch.” Schubert berichtete zudem über die Bemühungen, Standorte für Jugendclubs im Norden zu finden und die Clubs zu errichten. Aktuell werden zwei Standorte im Bornstedter Feld geprüft. Ganz wollte er den anwesenden Jugendlichen aber nicht die Hoffnung nehmen, dass sich hier gar nichts mehr machen ließe. Wenn sie Vorschläge hätten, wie die Sanierungskosten zu senken seien oder weitere gute Ideen, würde man dies in die Überlegungen einbeziehen.
Als SJR weisen wir im Gespräch besonders deutlich auf die Nöte der ehrenamtlichen Jugend(verbands)arbeit hin. Für finanzierte Einrichtungen der Stadt wie Jugendclubs ist es schon schwer, Platz in der Stadt zu finden. Ungleich schwerer haben es die ehrenamtlichen Vereine, die meist über wenige finanzielle Mittel verfügen. Auch sie brauchen Orte, von denen aus sie ihre Arbeit organisieren können, wo die Vereins-/Verbandsarbeit stattfinden kann. „Glücklicherweise gibt es das Haus der Jugend in Babelsberg in Verwaltung des SJR, wo einige Jugendvereine Büroräume gefunden haben. Aber auch hier spüren wir, dass es deutlich mehr Nachfrage als Platzangebot gibt“, sagt Katja Altenburg, Geschäftsführerin des SJR. Die jugendlichen Vertreter*innen vom Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder, die im ständig wachsenden Stamm der „Alanen“ in Babelsberg aktiv sind, erzählen von ihrer bereits jahrelang anhaltenden Suche nach Räumlichkeiten für ihre Arbeit. Sie sind zwar dankenswerterweise bei der Kirchengemeinde untergekommen, wissen aber nicht wie langfristig ihre Perspektive dort ist. Außerdem sind die Räumlichkeiten nicht ganz geeignet für die regelmäßigen Treffen der über 50 Kinder und Jugendlichen in den verschiedensten Gruppen. Es fehle an Platz und der Möglichkeit selbstständiger über Zugangszeiten zu verfügen.
Felix Eichler von der Stadtsportjugend im Stadtsportbund Potsdam ergänzt „dass wir schon ein gutes Angebot an Hallen und Plätzen haben, es jedoch immer noch Bedarf gibt. Im Zusammenhang mit dem Schulneubau und der damit verbundenen Errichtung von Sportanlagen sollte der Vereins- und Freizeitsport mehr mitgedacht werden.“ Auch sei es grundsätzlich schwer für junge Menschen, öffentliche Plätze zu haben, wo sie sich treffen und auch einmal laut sein können. Er sagt: „Es ist toll, dass es den BASSI beim SJR gibt, aber auch hier darf es höchstens vier Mal im Jahr lauter werden“.
Mike Schubert fasst die Problematik abschließend zusammen: „Die Flächendiskussion ist die Quadratur des Kreises, aber wir müssen sie führen. Wir benötigen neben Wohnen und sozialer Infrastruktur auch Freiflächen der Stadt, die nicht bebaut werden.“ Er hoffe über den Aktionsplan „Kinderfreundliche Kommune“, welcher derzeit in den Ausschüssen diskutiert wird, auch neue Wege des gemeinsamen Planens und Handelns im Sinne junger Menschen in der Stadt zu entwickeln. Hier wolle man neue Wege beschreiten und stärker öffentliche Gebäude und öffentliche Flächen wie Sportplätze mehrfach nutzen. – Also sowohl für den Schulsport am Vormittag wie auch für den Freizeitsport am Nachmittag.
Wir bedanken uns für das gute Gespräch!